Mit etwas verspäteten Ostergrüßen,
lasse ich nach einer längeren Pause mal wieder von mir hören.
Die Ostermesse, die wider Erwarten
anstelle von befürchteten 5 bis 6 Stunden „nur“ 4,5 Stunden
gedauert hat, flog nur so dahin und erfüllte uns geradezu mit
Freude, die mich nach dem Gottesdienst noch länger wach hielt, als
ich wollte.
In der kühlen Nachtluft, begann die
Messe vor der Kirche am kleinen Osterfeuer, an dem die Osterkerze
bereitet, entzündet und an die Gemeinde weitergegeben wurde.
Darauf folgte der Einzug in die Kirche und ein vorgesungenes Exsultet
im Dunkeln der Kirche nur mit den Osterkerzen. Der Großteil der
Messe verlief zwar auf Zulu, dank des „Daily Missals“, das ich
aus dem Konvent geliehen bekam, konnte ich den Gottesdienst dennoch mitverfolgen. Bei den Liedern, die wir sangen wurde neben Zulu und Englisch auf weitere Sprachen
zurückgegriffen, sowohl Sprachen, wie Xhosa, das ebenfalls in
Südafrika gesprochen wird, als auch Sprachen Swahili, das nicht zu
den 11 offiziellen Amtssprachen Südafrikas gehört. Ihren Höhepunkt
erreichte die gute Stimmung über die Auferstehung Jesu erreichte sie
zum Ende hin. Anders als ich es aus meiner Heimatgemeinde kannte,
werden hier zwischen dem Abschlussgebet und dem Segen manchmal
weitere Kollekten gesammelt, gemeinde-interne Angelegenheiten
diskutiert und zukünftige Veranstaltungen verkündigt. In der
Osternacht folgte auf das Schlussgebet eine weitere Kollekte. Anfangs
war ich vollkommen auf mein Gesangsbuch fokussiert, um mitsingen zu
können, aber, als ich aufsah, sah ich, wie die Gemeindemitglieder auf
dem Gang zwischen Bänken sich ihren Weg nach vorne geradezu ertanzten,
umgeben von weiteren Messebesuchern, die sich von ihren Plätzen
erhoben hatten und zu ihrem Gesang schwungvoll bewegten. Dass während
des Gottesdienstes zwischendurch aufgestanden und sich ein bisschen
zum Gesang bewegt wird, war uns zwar nicht mehr neu, weil das in den
wöchentlichen Gottesdiensten selbstverständlich ist, aber diesmal
wollte die Menge gar nicht mehr aufhören und die Kollekten wurden
von zwei, über drei bis zu vier Kollekten erweitert. Die Atmosphäre
war so ansteckend, dass ich auch nach dem Gottesdienst noch lange in
mich hineinlächeln musste, von Müdigkeit um 1.00 Uhr in der Nacht
war keine Spur.
Am nächsten Morgen fand ich mich gegen
8.00 Uhr pünktlich zum Frühstück wieder im Konvent, wo schön
österlich gedeckte Tische, inklusive kleiner Osterüberraschung auf
jedem Teller, und ein großes Gemeinschaftsosternest auf uns
warteten.
Im Anschluss ging es wieder in den
Sonntagsgottesdienst, der eindeutig leerer war, als die Messe in der
Osternacht selbst, und nach dem Mittagessen wartete die Arbeit auf
uns Freiwillige. Arbeit, auf die wir uns nun wochenlang gefreut
hatten, denn die Kinder des Centers sollten an Ostern natürlich
nicht mit leeren Händen ausgehen und es war unsere Aufgabe, dafür
zu sorgen. Genauer gesagt war es unsere Aufgabe, ein Osternest für
jedes Kind vorzubereiten. In diese Nester sollte jeweils eine Mütze
für den bevorstehenden Winter, etwas Unterwäsche, etwas Gebackenes
und zuletzt ein paar Süßigkeiten hinein. Zudem hatten wir noch
viele kleine Tüten mit Legosteinen von einer ehemaligen Freiwilligen
für die Kinder übrig. Nachdem wir in den letzten Wochen relativ
viel Zeit damit verbracht hatten, die aus Schuhkartons gebastelten
Osternester, auszusortieren, neue zu bemalen und mit Inhalt zu
füllen, Kekse und Brötchen zu backen, unbeabsichtigt zu verbrennen
und wieder zu backen, war es am Sonntagnachmittag endlich soweit.
Solange wir die Nester auf dem gesamten Gelände versteckten,
warteten die Kinder in einem Raum darauf, das Startsignal zu
erhalten. Als es dann soweit war, wurden alle potentiellen Verstecke
abgesucht, jeder Baum, kleine Gärten, der Spielplatz, früher oder
später mit Erfolg. Versammelt an unserer Kapelle im Innenhof mit den
Mützen auf dem Kopf wurden die Kekse und die Snacks genüsslich
verdrückt.
Obwohl damit unsere große Aufgabe
abgeschlossen war, wartete noch andere Arbeit auf uns, denn am Montag
gaben die Schwestern ein großes Fest, ihrer ältesten Schwester zu
ehren, die vor mehr als 60 Jahren noch als Pionierin nach Südafrika
kam, und auf die Nöte, den Hunger und die schlechen
Lebensverhältnisse in der Gesellschaft Nkandlas reagierte, indem sie
dessen Bewohner Handwerk beibrachte, mit dem sie Produkte erstellen
und verkaufen konnten, um durch diesen Zugang zu Arbeit ihre Familien
zu ernähren. Aufgrund dieser Arbeit sollte ihr an diesem Ostermontag
vom Bischof der Diözese Eshowe, eine päpstliche Medaille verliehen
werden.
Da die Einladung offen für jeden war,
dem danach war, dieser Veranstaltung beizuwohnen, war es schwer
einzuschätzen, wieviele Gäste tatsächlich kommen würden. Letzten
Endes bereitete der Konvent und das Team des SOP Essen für insgesamt
400 Leute vor, dekorierte die Kirche und den Konvent für die „VIPs“,
das waren in erster Linie Geistliche und langjährige Bekannte unser
verehrten Schwester. Mit der Dekoration des Speiseraums im Konvent
hatten wir bereis am Samstag angefangen und am Sonntagabend
verbrachten letzten Endes noch ein bisschen Zeit damit, für das
Essen aus dem Center alles vorzubereiten, was schon vorbereitet
werden konnte.
Am großen Tag selbst hieß es vor dem
großen Gottesdienst, bei dem die Verleihung der Medaille erfolgen
sollte, noch schnell ein paar Programm-Flyer falten, die Getränke
vorbereiten, weil Veronika und ich als Kellnerinnen für die Getränke
eingeplant waren und dann ging es schon los.
Den großen Chor bildeten diesmal die
Nardini Schwestern aus allen Konventen und einzelne Mitglieder
des Kirchenchors. Eine Begrüßung durch den Bischof, Reden einiger
VIPs und (ganz wichtig!) unserer lieben Schwester selbst, eine große
schöne Messe, erneut mit Liedern in verschiedenen afrikanischen
Sprachen und die ausgelassene Stimmung füllten den Mittag. Zum
Essen, das als Buffet ausgelegt, servierten Veronika und ich
schließlich die Getränke und merkten sehr schnell, dass es uns
diese Gäste sehr leicht machten unserer Aufgabe nachzukommen. Eine
Kleinigkeit, die uns beiden dabei auffiel, war die Reaktion unserer
Gäste, die vorwiegend aus Geitslichen bestand, wenn wir ihnen ihre
Getränke brachten. Denn anders als erwartet bekamen wir kein
einfaches „Thank you“ zu hören, sondern Formulierungen wie „God
bless you, my darling.“ Schwupsdiwups waren auch schon alle Gäste
bedient und wir durften uns selber am Buffet bedienen.
Nach dem großen Fest hieß es
schließlich soweit es ging wieder aufzuräumen, bevor die Schwestern
sich nach Tagen wieder die Zeit nehmen konnten, ein bisschen
aufzuatmen.
Es mag ein Wochenende gewesen sein, an
dem mehr zu tun war, aber ich persönlich habe die Zeit mit den
Schwestern und die Gottesdienste, sowie die Osternestsuche mit den
Kindern und das Kochen mit dem Team sehr genossen. Jemand, der
regelmäßiger immer mal für ein paar Wochen im Konvent zu Besuch
ist, hat mir am Montag gesagt, dass ich sehr viel Glück habe, weil
ich all das erleben würde und das er sich nicht entsinnen könnte,
dass jemals ein Volunteer so viel miterlebt hätte und ich stimme ihm
zu, bezüglich des Glücks, das ich habe. Dieses Wochenende war einmalig und ich bin sehr dankbar, dass ich
daran teilhaben durfte.